Trauma, Bewältigungsstrategien und Trigger
- Marion Weigl
- 10. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Dez. 2024

Wie alte Wunden dein Leben heute noch beeinflussen
Trauma ist ein Begriff, den du bestimmt schon oft gehört hast. Es beschreibt nicht nur extreme Ereignisse wie Unfälle oder Gewalt, sondern auch die subtileren Verletzungen unserer emotionalen Welt, die vor allem in der Kindheit entstehen können. Diese Traumata prägen uns tief – sie beeinflussen, wie wir mit Stress umgehen, wie wir in Beziehungen agieren und wie wir uns in der Arbeitswelt verhalten.
In diesem Artikel erkläre ich, was Trauma ist, welche Bewältigungsstrategien wir entwickeln, wie Trigger diese aktivieren und wie sich das in unseren heutigen Beziehungen und im Berufsleben zeigt.
WAS IST TRAUMA?
Ein Trauma entsteht, wenn unser Nervensystem mit einem überwältigenden Ereignis oder einer Situation konfrontiert wird, die wir nicht verarbeiten können. Dabei spielt nicht nur die Schwere des Ereignisses eine Rolle, sondern auch, wie wir es subjektiv wahrgenommen haben. Es muss dabei nicht immer ein einziges Ereigniss sein. Auch viele kleine Dinge, die immer wiederkehrend passiert sind, können ein Trauma zur Folge haben.
Traumatische Erfahrungen können sein:
Vernachlässigung oder emotionale Kälte in der Kindheit
Übermäßige Kritik oder Perfektionismus
Plötzliche Verluste oder Veränderungen
Gewalt oder Missbrauch
Chronischer Stress in der Familie
Trauma ist weniger das Ereignis selbst als die Art, wie es in deinem Nervensystem gespeichert wird. Häufig bleibt eine „unverdaute“ emotionale Reaktion zurück, die auch Jahre später noch aktiviert werden kann. Trauma ist dabei nicht nur das was dir passiert ist, sondern kann durchaus auch das sein, was du gebraucht hättest und nicht bekommen hast.
BEWÄLTIGUNGSSTRATEGIEN: DEIN SCHUTZ VOR DEN ZU GROßEN FOLGEN DES TRAUMAS
Um mit den Schmerzen und Überforderungen eines Traumas umzugehen, hat dein Gehirn unbewusst Strategien entwickelt, die dich schützen sollten. Diese Strategien haben dir geholfen in der für dich traumatischen Situation zu überleben. Was dir in dieser Situation damals dienlich war, und dein Überleben gesichert hat, kann in deinem heutigen Leben hinderlich sein.
Typische Bewältigungsstrategien:
Verdrängung: Du schiebst Erinnerungen oder Gefühle weg, um nicht daran zu zerbrechen.
Anpassung: Du stellst die Bedürfnisse anderer über deine eigenen, um Konflikte zu vermeiden.
Vermeidung: Du meidest bestimmte Situationen oder Menschen, die dich an dein Trauma erinnern könnten.
Überkompensation: Du versuchst, besonders perfekt oder leistungsstark zu sein, um deine innere Unsicherheit zu überdecken.
Emotionale Betäubung: Du unterdrückst deine Gefühle, um dich nicht verletzlich zu fühlen zu müssen.
Diese Strategien waren in der traumatischen Situation notwendig – doch wenn sie unbewusst bleiben, setzen sie sich als Muster fort, die dich im Erwachsenenalter blockieren.
TRIGGER: WENN DIE VERGANGENHEIT IN DER GEGENWART AUFLEBT
Ein Trigger ist ein Auslöser, der dein Nervensystem an die unverarbeiteten Emotionen deines Traumas erinnert. Meistens ist dir gar nicht bewusst, dass du getriggert wirst . Du spürst nur plötzlich Angst, Wut, Traurigkeit oder Ohnmacht
Wie Trigger funktionieren:
Ein Trigger kann ein Satz, ein Gesichtsausdruck, eine Stimme, ein Geruch oder eine Situation sein. Dein Gehirn erkennt das als ähnlich zu einem traumatischen Erlebnis aus der Vergangenheit und reagiert, als wären wir wieder in der damaligen Gefahr. Das passiert auch wieder unbewusst und innerhalb von wenigen Millisekunden.
Typische Reaktionen auf Trigger:
Überreaktionen (z. B. starke Wut oder Angst in scheinbar kleinen Konflikten)
Rückzug oder Vermeidung
Emotionale Taubheit oder das Gefühl, „abgeschaltet“ zu sein
Flucht in Ablenkungen wie Arbeit, Essen, Alkohol oder soziale Medien
DER ZUSAMMENHANG: WIE SICH TRAUMA, BEWÄLTIGUNGSSTRATEGIE UND TRAUMA AUSWIRKEN
Diese drei Mechanismen greifen ineinander und können dich in Mustern festhalten, die dein heutiges Leben stark beeinflussen.
In Beziehungen
Bindungsmuster: Traumatische Erfahrungen in der Kindheit (z. B. emotionale Vernachlässigung) können dazu führen, dass du dich in Beziehungen entweder zu sehr anpasst (People Pleasing) oder, ganz das Gegenteil, Angst vor Nähe entwickelst.
Konflikte: Trigger können dazu führen, dass du in Streitgesprächen unangemessen reagierst, weil wir du dich an die Kritik oder Ablehnung aus der Kindheit erinnert fühlst.
Unbewusste Partnerwahl: Vielleicht suchst du dir immer wieder Partner, die unbewusst deine frühen Beziehungserfahrungen widerspiegeln – selbst, und vor allem, wenn diese schmerzhaft waren.
Am Arbeitsplatz
Perfektionismus: Viele Menschen mit Trauma fühlen sich nur dann wertvoll, wenn sie perfekt sind. Das kann leicht zu Überarbeitung und Erschöpfung führen.
Konfliktscheu: Wenn du gelernt hast, Konflikte zu vermeiden, sagst du selten „Nein“ und nimmst mehr auf dich, als gesund für dich ist.
Angst vor Kritik: Kritik oder Feedback können wie ein Angriff wirken, weil sie alte Wunden berühren. Das führt oft zu übertriebener Anpassung oder emotionalem Rückzug.
WIE DU DIESE MUSTER DURCHBREHCNEN KANNST
Die gute Nachricht ist: Diese Muster und Reaktionen sind nicht in Stein gemeißelt. Du kannst sie verändern, indem du sie dir bewusst machst und beginnst, die darunter liegenden Wunden zu heilen.
Schritte zur Veränderung
Achtsamkeit entwickeln: Lerne, deine Trigger und Reaktionen zu erkennen. Das ist der erste Schritt, um sie zu verändern.
Mitgefühl mit dir selbst: Verstehe, dass diese Muster Überlebensstrategien sind – sie waren wichtig, als sie entstanden sind.
Traumata aufarbeiten: Eine professionelle Begleitung kann dir helfen, die Wurzeln deiner Trigger zu erkennen und die alten Emotionen zu verarbeiten.
Neue Strategien entwickeln: Mit Unterstützung kannst du gesündere Wege finden, mit Stress, Konflikten und Beziehungen umzugehen.
Fazit: Deine Vergangenheit muss deine Zukunft nicht bestimmen
Die Arbeit an Trauma, Triggern und Mustern ist eine Reise, die Mut und Geduld erfordert. Aber sie lohnt sich. Wenn du dich diesen Themen stellst, kannst du dein Leben in die Hand nehmen, Beziehungen gesünder gestalten und in der Arbeit sowie im Privatleben authentischer und erfüllter sein.
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